Dieser Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zeigt sich in einer sehr hohen Zahl an offenen Stellen und einem kontinuierlichen Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen. Laut Eurostat waren im 4. Quartal 2024 in der gesamten Europäischen Union 2,3% aller Stellen unbesetzt. In Deutschland waren 3,2%, in Österreich 3,6% und in der Schweiz 1,6% aller Stellen unbesetzt. Gleichzeitig waren in der gesamten Europäischen Union im 4. Quartal 2024 nur mehr rund 214 Millionen Menschen erwerbstätig, was einem Rückgang der Erwerbstätigen um 600.000 innerhalb eines Quartals entspricht.
Die Gründe für den massiven Mangel an qualifizierten Arbeitskräften sind vielfältig. So steigt z.B. die Lebenserwartung der Menschen an, während die Geburtenraten sinken. Dies führt zu einer Überalterung der Gesellschaft und zu einem Ungleichgewicht zwischen Erwerbstätigen und Pensionisten. Weiters werden in den nächsten Jahren sehr viele Erwerbstätige in den Ruhestand treten („Baby-Boomer-Generation“) und können am europäischen Arbeitsmarkt alleine nicht ersetzt werden. Aufgrund der rasant zunehmenden Digitalisierung und dem Vormarsch der künstlichen Intelligenz, steigen auch die Qualitätsanforderungen an Arbeitskräfte signifikant. Da dieser Entwicklung jedoch bildungspolitisch nur unzureichend entsprochen wurde, besteht bei vielen potenziellen Arbeitskräften ein Qualifikationsdefizit, das den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften nochmals erhöht.




Aufgrund dieses steigenden Mangels an qualifizierten Arbeitskräften versucht Europa bereits seit Jahren qualifizierte Arbeitskräfte aus nicht-europäischen Staaten (Drittländern) anzuwerben und für den europäischen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Dies ist jedoch mit vielen Problemen verbunden wie z.B. mangelnde Sprachkenntnisse, erhebliche Qualitätsunterschiede in der Ausbildung, kulturelle Unterschiede und komplizierte sowie zeitaufwendige Anerkennungsverfahren hinsichtlich der Berufsqualifikation und der Berufserfahrung der ausländischen Arbeitskräfte. Hinzu kommen noch unterschiedliche gesetzliche Regelungen in nahezu allen europäischen Ländern.




Der massive Mangel an qualifizierten Arbeitskräften wird noch dadurch verschärft, dass neben den europäischen Ländern auch alle anderen westlich bzw. westlich orientierten Länder wie z.B. die USA, Kanada, Grossbritannien, Australien und Neuseeland einen grossen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften haben. Aus diesem Grund ist eine Anwerbung von qualifizierten Arbeitskräften aus diesen Ländern faktisch kaum möglich. Hinzu kommt, dass auch viele arabische und asiatische Länder wie z.B. Saudi-Arabien, Katar, Taiwan, Südkorea und Japan einen grossen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften haben. Es steht somit einem nahezu gleichbleibenden Angebot an qualifizierten Arbeitskräften, eine massiv steigende globale Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften gegenüber, was einen intensiven globalen Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte zur Folge hat. Dies macht die Anwerbung von qualifizierten Arbeitskräften für Europa noch schwieriger, kostenintensiver und aufwendiger.

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